AUSTRALIEN – FEUER UND FLAMME
Good morning, world!
heute ist ein besonderer Tag. Er kennzeichnet den Beginn einer neuen Ära. Nach ungezählten Reise-Reportagen und Essays round the world geht heute mein erster Blog online. Für „Reisen-bis-ans-Ende-der Welt“. Für euch! Willkommen.
Was kann es Schöneres geben, als in fernen Gestaden unterwegs zu sein, den Blick auf die tiefblauen Fluten und die endlosen Weiten des Pazifischen Ozeans gerichtet und die Gedanken schweifen zu lassen? Die Südsee ist der klassische Sehnsuchtsort für alle Fernweh-Geplagten. Daher zieht es mich immer wieder hierher. Wenn man dann den Wunsch zweier besonderer Ladies nach abenteuerlichen Reisegeschichten erfüllen kann, ist es ein perfekter Tag.
Gemeinsam bereisen wir die Ostküste Australiens voll spannender Geschichte und Geschichten. Ich liebe den roten Kontinent, diese scheinbar unendliche Weite der offenen Buschlandschaft mit der charakteristischen Erdtönung, dem typischen Quietschen eines trägen Windrades und einem rostigen Oldtimer mitten im Nirgendwo, der den sechsten Kontinent zu einer sehnsuchtsvollen Filmkulisse eines Roadmovies werden lässt. Australien hat mich gepackt. Man trifft auf liebenswert schrullige Bewohner mit breitkrempigen Hüten, die das Leben mit einer schon fast unverschämten Gelassenheit zu nehmen wissen, die uns zivilisationsmüde Europäer neidisch macht. Oder auf Aborigines, die uns die kulturellen Wurzeln und die Spiritualität Australiens näherbringen. Je öfters ich dort bin, desto öfters möchte ich wiederkommen und werde niemals müde, zum schönsten Ende der Welt zu reisen.
Besonders beeindruckend: mit der endemischen Tierwelt Australiens auf Tuchfühlung zu gehen. Immer findet man auf längeren Wanderungen durch die vielen Nationalparks oder auch direkt am Wegesrand aufregende, exotische Vertreter der einheimischen Fauna: Gelbfuß-Felskängurus, züngelnde Warane, bunte Ring-necked Papageien, große Greifvögel und beeindruckende Emus, die seelenruhig auf der Straße vor uns her spazieren und uns misstrauisch beäugen. Ob seltsame Kurzschnabel-Igel oder stachelbewehrte Agamen in den Flinders Ranges – ich fühle mich überall im Land wie auf einer Wildlife-Safari und komme gar nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Meine ausgesprochenen Lieblingstiere Australiens sind jedoch die gut getarnten Blauzungen-Skinks, die man im Gelände regelmäßig zu Gesicht bekommt, wenn man den Untergrund aufmerksam mustert. Aufgrund ihrer gedrungenen Form und schuppenartigen Haut werden die etwa dreissig Zentimeter langen Reptilien im Volksmund „Tannenzapfen“ genannt. Die schwarz-braunen Pflanzenfresser sind völlig harmlos, reagieren eher träge und lassen sich auch vorsichtig in die Hand nehmen. Sollten sie Gefahr wittern, reissen sie ihr Maul weit auf, strecken ihre dunkelblaue Zunge heraus und fauchen, um potentielle Angreifer in die Flucht zu schlagen. Das ist ursprüngliches Australien!
Doch angesichts der seit Wochen lodernden Waldbrände und die Medien beherrschenden Bilder kommen mir die Tränen. Australien hat derzeit mit einer katastrophalen und beispiellosen Waldbrand-Saison zu kämpfen. Dutzende Feuer toben an der Ostküste des Kontinents von Sydney bis Byron Bay. Sie verschlingen Häuser, Wälder und selbst Feuchtgebiete. Selbst vor Kangaroo Island, wo ich besonders schöne Tage verbrachte, um speziell die Koalas zu beobachten, machen die wütenden Naturgewalten nicht halt.
Das Ausmaß der aktuellen Buschfeuer ist beispiellos, denn die ölhaltigen Eukalyptus-Bäume brennen besonders intensiv, schnell und heiß. Mitunter explodieren sie dabei und schleudern Funken meterweit in alle Richtungen, was die Brände weiter anfacht. Die Folgen für die Umwelt sind unvorstellbar. Es wurde schon 50% des klimaschädlichen CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen wie die Wirtschaft Autraliens im ganzen Jahr produziert.
Eine ebenso entsetzliche wie erstaunliche Zahl hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt: 480.000.000. So viele Tiere – Insekten, Frösche oder Fledermäuse nicht mit einbezogen – sollen in Folge der derzeitigen Busch- und Waldbränden bereits ihr Leben verloren haben. Aktuell jedoch werden die Schlagzeilen dominiert von Australiens bekanntesten Geschöpfen: den Koala-Bären. Über 8.000 sind der Naturkatastrophe schon zum Opfer gefallen, was einem knappen Drittel der Koala-Population im Bundesland New South Wales entspräche. Bilder von verbrannten und sterbenden Koalas sind zum Symbol für die verheerenden Folgen der Waldbrände geworden. Der Gedanke an diese kleinen, niedlichen, aber auch hilflos auf Bäumen sitzenden Wesen, wie ich sie auf Kangaroo Island hautnah erleben durfte, macht unendlich traurig.
Leider muss man davon ausgehen, dass diese extreme Trockenheit und erhöhten Temperaturen, die zu diesen exorbitanten Waldbränden beitragen, auch das Ergebnis des generellen Klimawandels sind. Ich hoffe, dass die Menschen und die Politik angemessen reagieren und sich die Umwelt wieder baldmöglich regeneriert. Meine Solidarität gilt den Menschen, den Tieren und der einzigartigen Natur Australiens.